Nomen est patria- zur Verwendung armenischer Namen bei der Berichterstattung über Bergkarabach in westlichen Medien

von Matthias Wolf

Sowohl in sprachlicher, als auch in kultureller Hinsicht sind Grenzgebiete immer ein interessantes Thema wissenschaftlicher Forschung. Dies hat meist mit der Übereinstimmung kultureller Marker und dem damit verbundenen Aufkommen gesellschaftlicher Gemeinsamkeiten zu tun. Letztere ändern jedoch nichts an der Tatsache, dass diesseits wie jenseits der jeweiligen Staatsgrenze Völker mit einer eigenen Sprache, einem charakteristischen Brauchtum oder einer Lebensphilosophie zu Hause sind, die sie klar von der Ethnie des Nachbarlandes unterscheiden. Je nachdem, wie unterschiedlich die Lebensweisen und Traditionen sind, nehmen sich auch die Mentalitäten und mitunter das gegenseitige Verhältnis zueinander unterschiedlich aus. Doch gerade wenn historische Ereignisse dabei eine Rolle spielen, findet man nicht selten das Phänomen einer jahrhundertelangen Freund- oder Feindschaft vor, die nicht unbedingt mit der Mentalität oder Lebensweise, sondern eher mit der Sicht auf Geschichte und dem Sendungsbewusstsein über dieselbe zu tun hat.

Solch einen Fall finden wir auch im südlichen Kaukasus, wo zwei christlich geprägte Staaten mit ein und demselben muslimischen Land benachbart sind und diese Nachbarschaft sich in beiden Fällen höchst unterschiedlich darstellt. Die Rede ist von Georgien, Aserbaidschan und Armenien. Im Falle des ersteren Nachbarn mit christlicher Tradition (Georgien) lässt sich das Verhältnis zu Aserbaidschan als eher entspannt beschreiben, auch wenn es natürlich, gerade auf politischer Ebene deutliche Unterschiede, etwa in dem Verhältnis zum gemeinsamen Nachbarn Russland, gibt. Zwischen Georgiern und Aserbaidschanern indessen gibt es allerdings kaum Probleme, zumal eine relativ große Zahl letzterer auch in Georgien lebt und dort nur selten auf aggressives Verhalten seitens der georgischen Mehrheitsbevölkerung stößt. Anders jedoch sieht es in Armenien aus. Dort leben keine Aserbaidschaner mehr, obwohl dies zu Zeiten der UDSSR, schon durch die Mobilität der Bürger zwischen den einzelnen Republiken, keine Seltenheit war. Auch in Baku gab es einen armenischstämmigen Bevölkerungsteil, der aber in den Jahren 1992-93 infolge des Karabach-Konfliktes von dort nach Armenien, Russland oder Westeuropa übersiedelte.

Doch gerade, was diese Ereignisse betrifft, trugen westliche Medien offensichtlich gewissermaßen vielfach „ideologische Scheuklappen“. Denn sprach man sehr oft von einer aserbaidschanischen Aggression gegen Armenier, die oftmals mit der turkischstämmigen Herkunft der Aserbaidschaner und den Ereignissen in der Türkei um 1915 begründet wurde, so fiel nur selten ein Wort über die Pogrome an Aserbaidschanern seitens der armenischen Bevölkerungsteile in Xocali (1992), Sumqayit (1993) und Baku (1994). Doch auch nach einer militärischen Lösung des Konflikts, der, nach den international gültigen Rechtsstandards der Vereinten Nationen (UN), keine Aggression gegen Armenien an sich darstellen kann, scheinen westliche und teilweise auch russische Medien immer noch in einer medialen Auseinandersetzung mit Aserbaidschan zu liegen und dabei explizit unter armenischem Banner zu kämpfen. Dies macht sich vor allem an dem gehäuften Gebrauch armenischer Orts- und Städtenamen bemerkbar, die immer noch , quasi als offizielle Nomenklatur, in journalistischen Texten auftauchen, obwohl die jeweiligen Gebiete schon längst wieder an Aserbaidschan angegliedert wurden. Beispiele hierfür sind „Stepanakert“ (Xankendi), „Matuni“ (Xocavend) oder „Akna“ (Agdam).

Die folgende Analyse soll mögliche Hintergründe zu dieser Art von Sprachverwendung aufdecken und schlussendlich eine Bewertung enthalten. Inwieweit die Verwendung von aserbaidschanischen und/oder armenischen Namen gerechtfertigt, politisch motiviert oder gar eine bewusste Provokation gegenüber Aserbaidschan und der Türkei als Brückenland zwischen Europa und Asien. Außerdem wird an geeigneter Stelle auch auf die Rivalität zwischen Russland und der Türkei in diesem Zusammenhang eingegangen.

Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Frage nach dem Status von Karabach als Teil Aserbaidschans seit Ende 2020 bereits geklärt ist. Die fraglichen Gebiete, d.h. sieben Bezirke innerhalb Karabachs, sind bereits wieder zurückerobert worden. Wesentlich sind dabei nicht die ethnische Zusammensetzung dieser Gebiete und auch nicht die Frage nach einer „kulturellen Zugehörigkeit“ Karabachs zu einem der beiden südkaukasischen Staaten (Armenien und Aserbaidschan). Denn auch wenn Aserbaidschan formal und auch tatsächlich als „islamisches Land“ gilt, ist seine Bevölkerung sowohl ethnisch als auch kulturell keinesfalls homogen. Sowohl christlich, als auch islamisch oder jüdisch geprägte Ethnien leben dort. Doch genau dieser Umstand scheint bei westlichen Medienkonzernen –auch nach dreißig Jahren– noch nicht angekommen zu sein. Denn genauso, wie Aserbaidschan hier nicht homogen ist, war und ist es Karabach, schon aufgrund seiner wechselvollen Geschichte nicht. Das Argument, man habe Armenien Karabach einfach „weggenommen“ kann demnach nicht durch die Prädomnanz christlicher Kultur in diesem Gebiet untermauert werden. Viel eher ist davon auszugehen, dass beide Kulturkreise dort schon seit Jahrhunderten ansässig und somit Teil eines Konglomerats von Einflüssen sind, die die Architektur, das Vorhandensein von Kirchen und Moscheen sowie Klöstern und Kirchenburgen (diese stammen übrigens aus der Zeit des groß-albanischen Reiches) oder die lokalen Traditionen bedingt haben. Die völkerrechtliche Dimension des Konflikts wird in westlichen Medien zwar oft angesprochen, doch niemals scheint sich wirklich ein  Verfechter selbiger zu finden, der auch im medialen Bereich entsprechenden Einfluss erlangen kann, um seine Position als eine Art „neuer Lehrmeinung“ zu diesem Thema zu etablieren. Mögliche Gründe hierfür sollen nachstehend einzeln angeführt, ausführlich betrachtet  und dabei auf ihre Plausibilität hin bewertet werden.

a) Armenischer Einfluss in Europa und den USA

   Bei diesem Faktor handelt es sich, bedingt durch die Globalisierung, um eine sehr wahrscheinliche Ursache für die meist pro-armenische Berichterstattung in westlichen Medien. Denn durch den Zerfall des Osmanischen Reiches (1923) und die Auflösung der Sowjetunion (1991) wanderten viele Armenier entweder in Nachbarstaaten wie Russland oder aber nach Westeuropa aus. Auch in Ländern wie dem Iran, dem Irak oder Syrien leben signifikante armenische Gruppen. Dies führt dazu, dass sich der Einfluss pro-armenischer Meinungen zu diesem Thema bei weitem nicht nur auf Westeuropa beschränkt. Allerdings sind Länder wie Deutschland, Polen und Frankreich besonders der Einflussnahme armenischer Kräfte ausgesetzt. Dies hat meist historische Gründe. In Frankreich etwa, das seit den 1960er Jahren sehr intensiv mit der Aufarbeitung seiner brutalen und blutigen kolonialen Vergangenheit in Afrika, Asien und Amerika befasst ist, steht auch die Betrachtung beider Weltkriege immer noch hoch im Kurs, wenn es um die Geschichtsforschung geht.

Hierzu zählt auch die Zeit des Ersten Weltkrieges, wo Frankreich, schon aufgrund der Erbfeindschaft zu Deutschland, Verbündeter der Gegner des Osmanischen Reiches war. Deutschland hingegen arbeitete, gerade in der Zeit um 1915/16 eng mit dem Osmanischen Reich zusammen, sodass auch militärische Aktionen gemeinsam durchgeführt wurden.

Neben dem Problem, dass gerade in dieser Zeit auch Umsiedlungen und Vertreibungen von Armeniern stattfanden, die vielerorts in Europa im Nachhinein als Völkermord klassifiziert und Deutschland mit angelastet wurden, spielte die deutsch-französische Erbfeindschaft auch hier eine Rolle bei der Parteiergreifung im Konflikt um Karabach. Viele Armenier wanderten nämlich später nach Frankreich aus und machten dort ihre Positionen publik. Ähnliches geschah auch in den USA, wo vor allem ein mancherorts sehr konservativ gelebtes Christentum es armenischen Intellektuellen und Journalisten leicht machte, auf die politische Erzählung einer „Fortsetzung des Genozids an den Armeniern“ zu setzen.

In Deutschland liegt der Fall indes nicht ganz so einfach. Hier nämlich leben, anders als in Frankreich, mehr Aserbaidschaner, die auch in verschiedenen Diaspora-Organisationen eng und regelmäßig zusammenarbeiten. Darüber hinaus bestehen gute Kontakte zu Regierungskreisen und auch die wirtschaftliche und interkulturelle Kooperation zwischen Berlin und Baku kann als positiv  und funktional angesehen werden. Allerdings hat auch Deutschland im Jahr 2015 die Ereignisse von 1915 in einer Resolution des Bundestages als „Völkermord“ klassifiziert. Dies hatte mehrere Protestaktionen der aserbaidschanischen Seite in mehreren deutschen Städten zur Folge. Zu tätlichen Angriffen kam es, anders als in Brüssel oder Los Angeles jedoch nicht. Dort bewarfen armenische Demonstranten die aserbaidschanische Gegenseite teilweise mit Flaschen oder scharfkantigen Dosen. Auf medialer Seite jedoch scheinen solche armenischen Aggressionen nie öffentlich gezeigt zu werden. Ebenso verhält es sich mit Zeitungsberichten in großen Blättern , wie der FAZ, der WELT oder dem TAGESSPIEGEL, die in der Folge meistens für Armenien Partei ergriffen und z.B. bei der Bezeichnung der Städte , die im Karabach-Konflikt umkämpft waren, fast ausschließlich armenische Bezeichnungen verwendeten.

Selbst Russland, die eigentlich als „Schutzmacht Armeniens“ gehandelte Supermacht in dieser Auseinandersetzung, wurde für seine „abwartende Haltung“ und  den „mangelnden Willen, Christen zu schützen“, heftig kritisiert. Dabei können nun zwei Faktoren diese Berichterstattung durchaus verständlich machen: Zum einen steht  Deutschland heute (und damit auch seine Medien) durch seine NATO-Mitgliedschaft  in einer großen Abhängigkeit zu den politischen Entwicklungen und Positionen der USA. Dies hat zur Folge, dass die Politik Russlands generell als fragwürdig betrachtet und quasi grundsätzlich schlecht geredet wird. 

Dabei hatte Russland schon im Vorfeld angekündigt, entweder an einer Lösung mitzuwirken, die für beide Seiten akzeptabel sei und dabei aber auch auf die territoriale Integrität Aserbaidschans hingewiesen, die es zu respektieren gelte. Insofern stehen die deutscher Medien, ungeachtet eines Balanceakts der deutschen Regierung, nahezu geschlossen auf armenischer Seite. Daran ändern auch ideologische Unterschiede zwischen rechten und linken Strömungen kaum etwas, wenn auch die Begründungen zur jeweiligen Position geringfügige Unterschiede aufweisen. Denn während rechts-konservative Medien stets auf den Aspekt verweisen, Christen sollten von deutscher Seite mehr Unterstützung erfahren als Muslime (hier wird nahezu wörtlich die armenische Position übernommen), verweisen linke Medien auf eine Schuldigkeit der Deutschen gegenüber Armenien, die sich aus den Ereignissen von 1915 und der damaligen deutsch-osmanischen Bündnispartnerschaft ableitet.  


b) Armenischer Einfluss in Russland 


Während in der armenischen Diaspora Europas und Nordamerikas der mediale Einfluss relativ klar umrissen werden kann, gestaltet sich dies in Russland bedeutend schwieriger. Einerseits, weil Russland damals wie heute Heimat vieler verschiedener Ethnien ist (darunter auch Armenier und Aserbaidschaner), andererseits aber auch deshalb, weil die geopolitische Position ein kohärent einseitiges Handeln zugunsten Aserbaidschans oder Armeniens unmöglich macht. Denn auch wenn Aserbaidschan augenscheinlich seine staatlichen Interessen im Falle von Karabach wahrgenommen hat, so ist doch Russland einer der Hauptbetroffenen dieses Konflikts. Zum einen deshalb, weil der Kaukasus sowohl Teil Russlands (im Norden) als auch Teil anderer heute unabhängiger Staaten (im Süden) ist. Aber gerade diese Konstellation ist es, die Russland förmlich dazu drängen muss, auf Frieden oder zumindest „Ruhe vor der eigenen Haustür“ zu bestehen. Denn das Verhältnis der jeweiligen ethnischen Gruppen , die im gesamten Kaukasus beheimatet sind, zeigt sich extrem unterschiedlich und nicht selten äußerst angespannt. In Russland selbst leben darüber hinaus auch noch Angehörige beider Ethnien, die sich jeweils ein relativ gut organisiertes Netzwerk für ihre Diaspora-Arbeit aufgebaut haben. In manchen Fällen kann man sogar von Lobbyarbeit sprechen, da gerade auf armenischer Seite viele Personen des öffentlichen Lebens auf Telemedien, Zeitungen oder das Internet Einfluss genommen haben. Auch bekannte Gesichter aus der Politik bekennen sich zu (ihrer Meinung nach) pro-russischen Lösungen. Diese Lösungsansätze werden hauptsächlich darum als „pro-russisch“ betrachtet, weil sie „anti-türkisch“ sind.

Ein Vertreter solcher Ideen ist der Berufspolitiker und Vorsitzende der Liberal-Demokratischen Partei Russlands, Wladimir Wolfowitsch Zhirinovski. Seine Partei steht, anders, als es ihr Name vermuten lässt, für eine nationalistische und vor allem ethnozentristische Politik, die selbst der gesellschaftlichen Realität eines multi-ethnischen und multi-religiösen Russlands Hohn spricht. Denn obwohl Wladimir Zhirinovski selbst in Kasachstan geboren wurde, jüdische Vorfahren deutscher Herkunft hat und studierter Turkologe ist, lässt er keine Gelegenheit aus, sich abfällig gegenüber den turksprachigen Minderheiten Russlands zu äußern oder vor der Duma anti-semitische Bemerkungen zu machen. Im Falle von Karabach ließ er sich durch die Äußerung vernehmen, dass, wenn Russland Karabach (als autonomes Gebiet) nicht anerkennen würde, es unter Umständen auch andere tun könnten und damit der Einfluss Russlands im Kaukasus schwächer würde. So sehr Zhirinovki damit faktisch auch Recht haben mag, so sehr birgt diese Option die Gefahr einer Abspaltung Karabachs vom Rest der Republik Aserbaidschan. Dies wiederum hätte, zu jener Zeit, als Zhirinovski diese Position äußerte, bedeutet, Karabach der armenischen Separatistenregierung in Xankendi (Stepanakert) zu überlassen, die ihrerseits nicht einmal von Armenien selbst anerkannt worden war.

Eine weitere Persönlichkeit, die im Zusammenhang mit etwaigen Äußerungen bzw. Reaktionen aufgefallen war, ist die Journalistin und Moderatorin Olga Skabeeva. In einer ihrer Nachrichtensendungen auf Rossia 1 zeigte sie sich extrem überrascht, als wieder türkische und aserbaidschanische Flaggen über der Stadt Shusha zu sehen waren. Der Gesichtsausdruck, in dem seinerzeit eine Mischung aus Ungläubigkeit und blankem Entsetzen zu sehen war (ein Photo hiervon ging auch durch die sozialen Netzwerke), verrät eindeutig, dass sie nicht unbedingt erfreut über solch eine positive Entwicklung für Aserbaidschan war. Die Meldung über Olga Skabeevas Auftreten in türkisch- und aserbaidschanischsprachigen Medien lässt vermuten, dass dies bei den entsprechenden Lesern und Hörern auch so angekommen sein muss. Zahlreiche Schmähkommentare aserbaidschanischer und türkischer Facebook-User belegen, dass man mit mehr Neutralität während der Ausstrahlung dieses Beitrags gerechnet hätte. Doch offenbar muss der Moderatorin die Nachricht von der Rückeroberung Shushas stark zugesetzt haben, da sie offenbar ihre Beherrschung verlor und sich zu einer derart deutlichen Reaktion hinreißen ließ.

Über die Gründe hierfür kann allerdings, aufgrund diverser Nachforschungen, nur spekuliert werden. Es finden sich in ihrer Biographie oder ihrer Familiengeschichte keine Anhaltspunkte dafür, dass sie unbedingt eine pro-armenische Haltung einnehmen musste. Darüber hinaus ist über sie die Information wesentlich, dass sie oft und regelmäßig sehr harsche Kritik an der Opposition gegen Präsident Wladimir Putin und seine Partei „Edinaya Rossiya“(Einiges Russland) übt. Dies wiederum stünde im Widerspruch zu der politischen Konstellation und dem daraus resultierenden Verhältnis zwischen Russland und Aserbaidschan. Denn die Regierung Putin, allen voran der Präsident selbst und sein Außenminister Sergej Lawrow, hatten sowohl vor, als auch während der Kampfhandlungen im Jahr 2020, eine Akzeptanz der der territorialen Integrität Aserbaidschans angekündigt. Gleichzeitig war, kurz nach dem armenischen Raktenangriff auf Ganja, von russischer Seite erklärt worden, Russland werde sich von Armenien nicht in einen Krieg hineinziehen lassen, der allein armenischen Interessen diene, zumal das aktuelle Verhältnis zur armenischen Regierung unter Nikol Pashinyan durchaus nicht ungetrübt sei.

Es lässt sich also hier nicht im Einzelnen nachvollziehen, wie genau die Haltung Olga Skabeevas zu Karabach und dessen Verbleib bei Aserbaidschan im Detail aussieht. Lediglich ein gewisses Entsetzen über einen so schnellen Sieg des aserbaidschanischen Militärs lässt sich hier konstatieren. Die Tatsache, dass die Journalistin dem Kreml nahesteht, sagt bestenfalls aus, dass sie der Opposition nicht wohlgesonnen zu sein scheint. Aber in Bezug auf ihre Reaktion auf die Ereignisse in Karabach und ihre Nähe zur Partei Präsident Putins lässt sich kein Zusammenhang herstellen. Denn ein Verbleib Karabachs bei Aserbaidschan trübt auch keinesfalls das Verhältnis zwischen Putin und seinem Amtskollegen aus Baku Ilham Aliyev.
Ein guter Kontakt zwischen beiden Staatsoberhäuptern besteht weiterhin.

Insgesamt ist festzustellen, dass die Einstellung der Medien zur Karabach-Frage maßgeblich von den jeweiligen Betreibern und Sponsoren abhängt. Mögen manche Medien auch regierungskonform berichten, so kann es dennoch auch Abweichungen von dieser Praxis geben. Dies ist oft themen- und klientelabhängig und bedarf immer einer genauen und vor allem differenzierten Analyse. Denn der wichtigste Maßstab für die Arbeit der jeweiligen Leitmedien eines Landes sind sowohl die politisch Verantwortlichen, als auch die Bevölkerung an sich. Beide haben jeweils Fragen, Anliegen und Ziele, die über verschiedene Kanäle geklärt, übermittelt und erreicht werden sollen. Im Falle der hier betrachteten Leitmedien und Persönlichkeiten, sind dabei sowohl wirtschaftliche, als auch politische Motive ausschlaggebend. Doch auch der Profit für sich selbst ist hierbei nicht zu unterschätzen.
Denn, um weiterhin aktuell zu sein und gebraucht zu werden, müssen Leitmedien vor allem eines: Eine Debatte über bestimmte Fragen am Laufen halten. Dies ist oft nicht ohne Provokation oder Polemik möglich, weshalb jeder Leser, Rundfunkhörer und Zuschauer gut daran tut, Medien regelmäßig zu verfolgen, jedoch dabei auch nicht zu vergessen, dass die wichtigste Instanz für Qualitätsmanagement das eigene Gewissen ist.