„Ich appelliere an alle, mit diesem Impfstoff impfen zu lassen“. Das waren die letzten Worte der 27-jährigen Krankenschwester Megi Bakradse aus der georgischen Provinz Achalziche, als sie sich am 18. März beim Impfen mit AstraZeneca-Vakzine filmen ließ. Anderthalb Stunden später verlor sie ihr Bewusstsein, am nächsten Tag war sie tot.
Der plötzliche Tod von Bakradse hat das ohnehin breite öffentliche Misstrauen in Georgien gegenüber dem umstrittenen britisch-schwedischen Impfstoff weiter verschärft. Seit Monaten kommt die Impfkampagne im Land nur schleppend voran. Berichten zufolge lehnt mittlerweile ein Großteil des georgischen Gesundheitspersonals, das laut Impfverordnung zuerst gegen COVID-19 geimpft werden soll, aus Angst vor unvorhersehbaren Nebenwirkungen die Impfung mit AstraZeneca ab. Angesichts des schwindenden Glaubens, der mit vorübergehender Aussetzung von AstraZeneca in einigen europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Spanien etc.) seine „Bestätigung“ fand, würden immer wenige Menschen zu ihren Impfterminen erscheinen. Laut Umfrage würden sich nur 35 Prozent der Bevölkerung impfen lassen. „Unsere Impfstrategie wurde auf falschem Fuß erwischt. Es erfordert viel Aufwand, um das verlorene Vertrauen wieder zurück zu erlangen“ beschwerte sich die stellvertretende Gesundheitsministerin Georgiens Tamar Gabunia.
In der akuten Impfkrise haben die staatlichen Gesundheitsbehörden eine Unterstützung bei den Geistlichen der einflussreichen Georgisch-Orthodoxen-Kirche gesucht, damit diese ihre Anhänger zur aktiven Teilnahme an der Impfkampagne bewegen. Doch Andria Jaghmaidse, Sprecher der Kirche, schloss eine eventuelle Vermittlung aus, mit der Begründung, die Kirche könne keine Verantwortung für die Beschleunigung des Impfprozesses übernehmen. Dieser läge im Zuständigkeitsbereich des medizinischen Personals.
Ähnlich wie Armenien und Aserbaidschan befindet sich Georgien mitten in der dritten Welle der Corona-Pandemie. Seit dem Ausbruch der infektiösen Krankheit sind über 3600 Menschen im Land an COVID-19 gestorben.
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